Für mich persönlich ist die Zeit nach den Neunzigern der Inbegriff des Niedergangs der Popmusik. Zwar sind auch die Neunziger schon eine Dekade der Trivialisierung und des Niedergangs, was besonders zum Ende hin deutlich wird. Gleichwohl haben sie noch eine ganze Menge an Klassikern und hervorragenden Liedern zu bieten.
Von der Zeit danach habe ich kaum noch etwas mitbekommen außer schlechten bis peinlichen Cover-Versionen, um es mal polemisch zu formulieren. Für mich sind die Nuller und Zehnerjahre eine Zeit des Siechtums, der Kommerzialisierung und des billigen Sounds mit oberflächlicher Effekthascherei. Im Kino sieht es ja nicht anders aus.
Wie in der Filmindustrie bekommt man auch in der Popmusik zwar eine immer perfektere Inszenierung, aber immer weniger Seele geboten. Heutige Lieder scheinen sich größtenteils durch einen baßlastigen Sound, austauschbare Melodien, theatralischen Gesang und ein Übermaß an musikalischen Effekten auszuzeichnen.
„Autotune“, also die digitale Verfremdung des Gesangs, wie sie das erste Mal 1998 in „Believe“ von Cher einem breiten Publikum dargeboten wurde, ist für mich das ultimative Symptom des Niedergangs der Popmusik. In dieser Zeit klinkte ich mich auch aus der zeitgenössischen Musikrezeption aus, um mich voll und ganz den Klassikern zuzuwenden. Oder profaner formuliert: Ich habe den Trash einfach nicht mehr ausgehalten.
Der Niedergang der Popmusik liegt wohl zum einen auch in der Natur der Sache, wenn man sich mal andere Bereiche der Kulturgeschichte anschaut – und er wird wohl auch in den kommenden Jahrzehnten anhalten.
Nichtsdestotrotz ragen auch im neuen Jahrtausend immer mal wieder einzelne Glanzstücke aus der Müllhalde aktueller Musik heraus, die vermutlich die Jahrzehnte überdauern und später mal als Klassiker der Nuller- und Zehnerjahre angesehen werden. Diese Lieder will ich hier aufführen. Die Liste ist selbstredend unvollständig und dient mehr der Weiterbildung des Autors dieses Blogs. Gerne kann man Vorschläge in den Kommentaren unterbreiten.
2000
Californication – Red Hot Chili Peppers
Lady – Modjo
Rise – Gabrielle
Supergirl – Reammon
Take a look around – Limp Bizkit
2001
Eternity – Robbie Williams
Follow me – Uncle Cracker
2002
Complicated – Avril Lavigne
How You Remind Me – Nickelback
2003
White flag – Dido
2004
Boulevard of broken dreams – Green day USA 29. Nov. 04
2005
Bad day – Daniel Powter
Lift Me Up – Moby
Tripping – Robbie Williams
You’re beautiful – James Blunt
2006
Chasing cars – Snow Patrol
Rehab – Amy Winehouse
2007
1973 – James Blunt
Back to black – Amy Winehouse
Bleeding love – Leona Lewis
Mr Rock & Roll – Amy Macdonald
Summer Wine – Ville Valo & Natalia Avelon
Valerie – Amy Winehouse
2008
All summer long – Kid rock
Human – The Killers
Poker face – Lady Gaga
This is the life – Amy Macdonald
Viva la vida – Coldplay
2009
Bad romance – Lady Gaga
Halo – Beyoncé
2010
I need a dollar – Aloé Blacc
We are the people – Empire of the sun
2011
The A team – Ed Sheeran
2012
Call Me Maybe – Carly Rae Jepsen
Somebody That I Used To Know – Gotye Feat. Kimbra
Titanium – David Guetta feat. Sia
2013
Get lucky – Daft Punk Feat. Pharrell Williams
2014
A Sky Full Of Stars – Coldplay
Happy – Pharrell Williams
When The Beat Drops Out – Marlon Roudette
2015
Photograph – Ed Sheeran
Take me to church – Hozier
2016
7 Years – Lukas Graham
Hymn for the Weekend – Coldplay
2017
Shape of you – Ed Sheeran
Something Just Like This – Chainsmokers & Coldplay
2018
Shallow – Lady Gaga & Bradley Cooper
2019
Giants – Calvin Harris feat. Rag’n’Bone Man
Havana – Camila Cabello feat. Young Thug
No roots – Alice Merton
Nothing breaks like a heart – Mark Ronson feat. Miley Cyrus
Power over me – Dermot Kennedy
Sign of the Times – Harry Styles
Sweet but psycho – Ava Max
Bezeichnend ist, daß man ab der Jahrtausendwende pro Jahrgang eigentlich nur maximal fünf bis zehn richtig gute Lieder ausmachen kann. In den Achtzigerjahren war es noch problemlos möglich, 100 gute Lieder eines Jahres aufzulisten. Die Jahrzehnte von 1960 bis 1990 sind unheimlich reichhaltig und eine wahre Schatztruhe.
Die Neunziger bilden gewissermaßen den Übergang ins Zeitalter des Trashs. Umso schöner ist es, wenn man in einigen Liedern des neuen Jahrtausends doch noch etwas Einzigartiges findet.